Wieviel Alkohol im Wein ist gut?

In den letzten Jahrzehnten ist der Alkoholgehalt in Weinen stetig angestiegen. Kaum ein anderes Thema wird in der Weinwelt so kontrovers und leidenschaftlich diskutiert. Aber was sind eigentlich die Gründe, dass Winzer alkoholreichere Weine produzieren? Und warum wird diese Entwicklung von Verfechtern leichterer Weine kritisiert?

Klimawandel trägt seines dazu bei

Winzer entscheiden oftmals nicht freiwillig, ihre Weine mit mehr Alkohol auf den Markt zu bringen. Sie haben aufgrund des Klimawandels und der dadurch ansteigenden Temperaturen oft schlichtweg keine andere Möglichkeit.

Mehr Zucker = mehr Alkohol

Aber was haben höhere Temperaturen mit dem Alkohol im Wein zu tun? Die Antwort ist ganz einfach: Mehr Sonnenstunden und höhere Temperaturen lassen in den Trauben mehr Zucker entstehen, sie werden reifer und süsser. Während der alkoholischen Gärung wandeln die Hefen den Zucker in Alkohol um. Wenn man also die alkoholische Gärung frühzeitig stoppt, z.B. indem man die Hefe abtötet, hat der Wein eine Restsüsse. Will man aber einen trockenen Wein produzieren, hat man keine andere Wahl als den Zucker komplett in Alkohol umzuwandeln.

Hoher Alkoholgehalt: Sind alle Weinländer betroffen?

Versteht man diesen Vorgang, ist es nachvollziehbar, dass besonders warme Weinländer vor grösseren Herausforderungen stehen als Länder mit gemässigtem Klima. Einige davon, z.B. Spanien, Chile oder auch Argentinien, können ihre Rebberge in höhere Lagen versetzen, um der Wärme zu entweichen. In anderen Ländern wie z.B. Australien ist das nicht gut möglich. Es sind aber nicht nur die warmen Länder betroffen. Immer mehr müssen sich auch Weinländer mit gemässigtem Klima den höheren Temperaturen stellen – denken wir nur mal an Italien und Frankreich und den letzten Sommer…

Wir müssen uns wohl daran gewöhnen, dass ein durchschnittlicher Rotwein heutzutage keine 12 bis 13% Alkohol mehr enthält, sondern eher 14 bis 15% Alkohol. Auch trockene Weissweine kommen nur noch in Ausnahmefällen unter 13% Alkohol daher.

Schadet mehr Alkohol dem Wein?

Bei der Weinwahl sollte man nicht nur darauf achten, aus welcher Region oder geografischen Lage ein Wein stammt und wie die Jahrgangsumstände waren, man sollte auch eine gewisse Offenheit gegenüber Weinen mit höherem Alkoholgehalt haben. Denn: Zwei, drei Prozent mehr bedeuten nicht zwangsläufig einen Wein mit stärkerem Alkoholgehalt. Sicherlich führt man seinem Körper mehr Alkohol zu, doch ist der Unterschied aus gesundheitlichem Blickwinkel meist marginal.

Wichtiger ist zu verstehen, dass ein unangenehmer, alkoholischer Eindruck des Weins nicht (nur) vom Alkoholgehalt abhängt. Auch Weine mit wenig Alkohol können durchaus „spritig“ wirken. Das ist so, weil bei diesen Weinen der Alkohol durch andere Komponenten (z.B. Tannine oder Säure) nicht gut ausbalanciert wird. Andererseits habt Ihr sicher auch schon einen Wein mit 15 oder 16% Alkohol getrunken, der auf euch überhaupt nicht alkoholisch schmeckte. Einfach, weil sich der Alkohol wegen seinem kräftigen Körper und den intensiven (Frucht-)Aromen sowie einer guten Säurebalance nicht in den Vordergrund schob.

Und noch etwas: Alkohol ist auch ein Geschmacksträger, der die aromatischen Eigenschaften des Weins betont. Weil Alkohol konserviert, ist er ein wesentlicher Bestandteil, wenn es um die Lagerfähigkeit und die Reife des Weins geht.

Übrigens: Rotweine sollten bei 16 bis 18 Grad serviert werden. Unsere Zimmertemperaturen von 21 bis 22 Grad sorgen mitunter dafür, dass der Alkohol stärker in Erscheinung tritt und die schönen Fruchtnoten gegebenenfalls dominiert.

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